Sängerfahrt


Moritz Hauptmann (* 13. Oktober 1792 in Dresden; † 3. Januar 1868 in Leipzig) komponierte dieses Stück nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff.

Der Text lautet:

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!
Waldwärts Hörnerklang geschossen,
Mutger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluß,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.
Und ich mag mich nicht bewahren!
Weit von euch treibt mich der Wind,
Auf dem Strome will ich fahren,
Von dem Glanze selig blind!
Tausend Stimmen lockend schlagen,
Hoch Aurora flammend weht,
Fahre zu! Ich mag nicht fragen,
Wo die Fahrt zu Ende geht!

...und damit beginnt die Verwirrung...

Eichendorff hat tatsächlich ein Gedicht mit diesem Wortlaut geschrieben - allerdings nennt er es
"Frische Fahrt"
.

J. v. Eichendorff hat allerdings auch ein Gedicht mit dem Titel "Sängerfahrt" geschrieben - dieses lautet wie folgt:

Sängerfahrt

Kühlrauschend unterm hellen
Tiefblauen Himmelsdom
Treibt seine klaren Wellen
Der ewgen Jugend Strom.

Viel rüstige Gesellen,
Den Argonauten gleich,
Sie fahren auf den Wellen
Ins duftge Frühlingsreich.

Ich aber faß den Becher,
Daß es durchs Schiff erklingt,
Am Mast steh ich als Sprecher,
Der für euch alle singt.

Wie stehn wir hier so helle!
Wird mancher bald schlafen gehn,
O Leben, wie bist du schnelle,
O Leben, wie bist du schön!

Gegrüßt, du weite Runde,
Burg auf der Felsenwand,
Du Land voll großer Kunde,
Mein grünes Vaterland!

Euch möcht ich alles geben,
Und ich bin fürstlich reich,
Mein Herzblut und mein Leben,
Ihr Brüder, alles für euch!

So fahrt im Morgenschimmer!
Seis Donau oder Rhein,
Ein rechter Strom bricht immer
Ins ewge Meer hinein.

Bleibt also die Frage, wer für diese Verwirrung verantwortlich ist.
Hat vielleicht der Komponist Moritz Hauptmann seine Komposition mit einem "falschen Titel" versehen?
Oder hat Schott´s Chorverlag, der die Partitur herausgegeben hat, diesen "fälschlichen" Titel gewählt?
Vermutlich wird jedoch das Dunkel romantischer Mysterien eine Auflösung dieser Frage unmöglich machen.
Vielleicht auch nicht!!!
Der Schott-Verlag schreibt am 8. April 2009 auf meine diesbezügliche Anfrage:
...Bereits das Faksimile der Erstausgabe von Moritz Hauptmanns opus 32, das 1860 bei Breitkopf & Härtel, Leipzig, erschien, trägt den seinerzeit sicher sehr verkaufsfördernden Titel "Sängerfahrt" (eventuell ein Trick zum besseren Verkauf, den Titel zu ändern). Die Verantwortung für den Titel liegt also allein beim Komponisten und dessen Verlag...

Meine Anfrage bei Breitkopf & Härtel in Leipzig brachte keine weitergehenden Erkenntnisse - lediglich das Erscheinungsjahr wurde auf 1846 korrigiert. Auch die umstrittene Tempoangabe bleibt fraglich. Herr Dr. Sopart vom Breitkopf & Härtel - Verlag schreibt: ...Die Metronomangabe "M.M.[Viertel]=54"befindet sich bereits in der uns vorliegenden Erstausgabe von 1846...


Der Komponist
Moritz Hauptmann erhielt seine musikalische Ausbildung bei Ludwig Spohr, mit dem ihn später eine tiefe Freundschaft verband. Im Jahre 1812 wurde er als Geiger in Spohrs Hofkapelle aufgenommen. Später ging er nach Russland, wo er hauptsächlich privaten Musikunterricht erteilte. Anfang der 1820er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück. In Kassel arbeitete er wiederum mit Spohr zusammen. Im Jahr 1842 wurde Hauptmann auf Empfehlung des Gewandhaus-Kapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig. Dieses Amt führte er bis zu seinem Tode. Wenig später übernahm er im Jahr 1843 die Stellung eines Lehrers der Musiktheorie am dortigen Konservatorium. Gemeinsam mit Otto Jahn gründete er im Jahre 1850 die Bach-Gesellschaft, deren erster Vorsitzender er wurde. Er gab die ersten drei Bände der Bach-Gesamtausgabe heraus.

Der Textdichter
Joseph (Karl Benedikt) Freiherr von Eichendorff
Geboren am 10.3.1788 auf Schloß Lubowitz bei Ratibor/Oberschlesien; gestorben am 26.11.1857 Neisse/Schlesien

Eichendorff entstammte einer katholischen Adelsfamilie. Nach dem Besuch des kath. Gymnasiums in Breslau 1801-1804 begann er ein Jurastudium in Halle 1805/06, das er 1807/08 in Heidelberg fortsetzte. 1808 unternahm er eine Bildungsreise nach Paris und Wien, von wo aus er 1810 nach Lubowitz zurückkehrte und dort den Vater bei der Verwaltung der Güter unterstützte. Den Winter 1809/10 verbrachte er in Berlin, besuchte Vorlesungen bei Fichte und kam mit Arnim, Brentano und Kleist zusammen. In Wien setzte er 1810 das Studium fort und schloß es 1812 ab. 1813-1815 nahm er an den Befreiungskriegen teil. 1816 trat er in den preußischen Staatsdienst als Referendar in Breslau, wurde 1821 katholischer Kirchen- und Schulrat in Danzig, 1824 Oberpräsidialrat in Königsberg. 1831 übersiedelte er mit der Familie nach Berlin und war dort in verschiedenen Ministerien beschäftigt.
Es gibt nicht viele Dichter, die sich in der Geschichte der deutschen Lyrik einen so bekannten Namen verschafft haben, wie Joseph Freiherr von Eichendorff. Er war wohl der bedeutendste Dichter der Hoch- und Spätromantik und verfasste viele bis heute bedeutsame Werke. Insbesondere seine Gedichte sind Ausdruck von Freiheit und Romantik. Damit stellten sie für ihn einen Gegenpol zu seiner von Disziplin geprägten Militärkarriere dar. Seine Gedichte sind wahre sprachliche Meisterwerke, in denen er die Einheit von Inhalt, Form und Sprache perfektioniert.
Besonders gerne thematisiert Eichendorff die Natur.

Bekannte Werke von ihm sind:

  • Ahnung und Gegenwart
  • Aus dem Leben eines Taugenichts
  • Auch ich war in Arkadien!

... und natürlich eine Vielzahl Gedichte.

bearbeitet nach Informationen aus: Wikipedia